Pächter des Neuhofs in Reinach: «Ein Hotspot der Biodiversität»

2022-06-10 22:06:56 By : Mr. Raymond Luk

Weshalb Landwirt Christian Schürch auf dem Reinacher Neuhof auf Biodiversität setzt. Dazu gibt der Ebenrain Merkblätter heraus.

Nicht zufällig wählte der Ebenrain – das Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung – den Neuhof in Reinach, um Medien über den Nutzen der Biodiversität zu informieren. Der Neuhof sei ein «Hotspot der Biodiversität», betont Pächter Christian Schürch. Dieser verzichtet seit einem Vierteljahrhundert auf Fungizide und Insektizide im Getreide, seit zehn Jahren gar im ganzen Betrieb.

Der Neuhof ist seit zwei Jahrzehnten mit Ökoflächen vernetzt. Dadurch werden die Gefahren für Trinkwasser und Rückstände in Lebensmitteln reduziert. Gut 20 Prozent der insgesamt 70 Hektaren sind Biodiversitätsflächen mit Bunt-, Rotationsbrachen, Säumen auf Ackerland, extensiven Wiesen und Weiden sowie Hecken. Auf den Rotationsbrachen wird alternierend unterschiedliches Gemüse angepflanzt.

Schürch richtet sich nach dem Label IP-Suisse, das ihm hilft, seine Produkte zu vermarkten. Für ihn ist naturnahes und nachhaltiges Handeln eine Herzensangelegenheit:

Der Landwirt benötigt kaum Chemikalien; «es tut sehr gut zu sehen, wie die Arten zunehmen». Dass er nicht mit der Spritze unterwegs sei, verpasse seinem Betrieb ein gutes Image.

Der Neuhof-Pächter gibt jedoch zu bedenken, dass solche Verbesserungen Jahre dauern. Die Forschung investiert in diese Richtung und bietet beispielsweise resistente Sorten an. Damit steigt das Ertragsniveau zwar langsamer, aber nachhaltiger. Schürch unterstreicht die Wichtigkeit des Konsumenten:

Mit dem Label werde dieser miteinbezogen, weil er Mehrleistungen bezahlen müsse.

Für Christian Schürch ist die Biodiversität auch ökonomisch interessant. Die Flächen werden entschädigt, das Risiko ist verteilt, sie passt zum Betriebskonzept, was sich mit dem Label ideal kombinieren lässt. Zum Betrieb von Schürch, der bald in Pension geht, gehören 50 Milchkühe, 1000 Legehennen, je vier Zwergziegen und Esel sowie zwei Minipigs. Im offenen Bauernhof finden regelmässig Exkursionen und Anlässe statt.

Der Kanton Baselland fördert die Biodiversität in der Landwirtschaft seit 1988. Heute nehmen fast 90 Prozent der hiesigen Bauernbetriebe an diesem Programm teil. Bereits ist fast ein Achtel der landwirtschaftlichen Nutzfläche mit Biodiversitätsförderflächen ausgestattet. Biodiversität ist Grundlage eines intakten Agrarökosystems. Lukas Kilcher, Leiter des Ebenrains in Sissach, sagt:

Das Zentrum hat eine Serie mit vorerst acht Merkblättern erstellt, die den Nutzen der Biodiversität für die landwirtschaftliche Produktion zeigen und die Bauern in der Planung von Massnahmen unterstützen. Die Serie soll laufend ergänzt werden und dazu beitragen, Landwirtschaft und Natur besser in Einklang zu bringen. Statt Produktion und Natur als gegensätzlich zu betrachten, sollen sie künftig noch stärker Hand in Hand gehen.

Regierungsrat Thomas Weber streicht die Pionierrolle des Kantons hervor. Dieser hatte sein Förderprogramm auf die Beine gestellt, drei Jahre bevor der Bund ein solches auf nationaler Ebene startete.