Die Versuchsstation Nährstoffflüsse in Sursee will schädliche Emissionen reduzieren und hat mit Messungen auf 26 Luzerner Betrieben begonnen. Für das Projekt spannen Bund, Kanton und Landwirtschaftsbranche zusammen.
Die Landwirtschaft ist im Kanton Luzern nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig, etwa ein Drittel aller Schweine der Schweiz werden hier gehalten. Die grosse Tierdichte birgt aber Probleme, denn sie verursacht hohe Stickstoff- und Phosphoremissionen, die schädlich sind für die Umwelt.
Agroscope, das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem Kanton Luzern sowie der Luzerner Landwirtschaftsbranche vor rund zwei Jahren eine Versuchsstation initiiert. Sie soll dazu beitragen, die realen Nährstoffflüsse besser zu verstehen und in einem zweiten Schritt Massnahmen zu definieren, um die Emissionen zu reduzieren.
Nach der Aufbauphase erfolgte kürzlich der nächste Schritt. Dieser wurde am Montag medienwirksam auf dem Landwirtschaftsbetrieb von Bruno Feierabend in Inwil bekanntgegeben. Der Fahrhof ist einer von 26 Luzerner Betrieben, die beim Projekt mitmachen und die breite Vielfalt hiesiger Höfe abbilden. Dieses landwirtschaftliche Netzwerk bezeichnete Projektleiter Thomas Steinsberger als «Herzstück der Versuchsstation Nährstoffflüsse».
Grund: Die insgesamt fünf Mitarbeitenden sind zwar in Sursee angesiedelt, die zentrale Rolle spielen aber die 26 Betriebe. Bei diesen werde in den kommenden zwei Jahren so genau wie möglich der Input und Output von Nährstoffen gemessen. «Das heisst, was in das Tier hineingeht, das Futter, und was herauskommt, der Hofdünger, wird festgehalten», so Steinsberger. Die Mitarbeitenden der Versuchsstation besuchen zudem jeden Betrieb alle zwei Monate, um Futter- und Hofdüngerproben zu entnehmen und anschliessend im Labor den Nährstoffgehalt zu bestimmen.
Zusätzlich kommt ein bisher in der Schweiz wenig bekanntes NIRS-Gerät zum Einsatz. Dabei wird Gülle durch eine Maschine gepumpt und deren Zusammensetzung in Echtzeit analysiert, erklärte Steinsberger. Im Gegensatz dazu dauere das Resultat einer Laborprobe rund sechs bis acht Wochen. Mit der NIRS-Methode könne der Landwirt zum Beispiel die Futterzusammensetzung verändern und sehe die Auswirkungen auf den Phosphor- und Stickstoffgehalt rasch. Im Idealfall reiche die Hofgülle als Dünger aus, der Landwirt könne Mineraldünger einsparen – und schone neben dem Portemonnaie die Umwelt.
Zwar sei zu den Nährstoffflüssen bereits viel geforscht worden. «Doch diese ganzheitliche Betrachtung auf allen Betriebsebenen ist einzigartig», sagte Steinsberger. Die Aufgabe sei allerdings komplex. «Wird auf einem reinen Schweinebetrieb nur ein Futtermittel verwendet, sind die Auswirkungen auf die Gülle einfach zu verstehen», sagt Steinsberger. Bei gemischten Betrieben werde der Hofdünger hingegen durch viele Faktoren beeinflusst.
Steinsberger betonte, dass bei der Versuchsstation nicht von oben herab bestimmt, sondern in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft geforscht werde. Bruno Feierabend zum Beispiel setze auf seinem Betrieb bereits einige Massnahmen um. Zusammen mit seiner Frau Melanie und fünf Kindern bewirtschaftet er rund 27 Hektaren Land, einen gemischten Acker- und Futterbaubetrieb mit rund 100 Mutter- und 500 Mastschweinen.
Statt Pflanzenschutzmittel setzt der Inwiler hauptsächlich auf die Stärkung der Pflanzen durch das Besprühen mit sogenanntem Komposttee. Das bedeutet allerdings auch einen deutlich grösseren Aufwand. Eine Hektare Mais könne man in zehn Minuten mit einem Herbizid spritzen, erklärte Feierabend. Mit seiner Methode, Hacken und Komposttee, brauchen zwei Personen dazu zwei bis drei Stunden. «Doch der Aufwand ist es mir wert», so Feierabend, dessen Wochenarbeitszeit 75 Stunden beträgt.
Ebenfalls vor Ort war Regierungsrat Fabian Peter (FDP). Die vom Bund vorgegebenen Ziele zur Reduktion der Treibhausgasemissionen erreiche der Kanton Luzern noch nicht, man sei aber auf einem guten Weg. Lösungen müssten gemeinsam mit der Branche und der Wissenschaft erarbeitet werden, sagte der ehemalige Inwiler Gemeindeammann weiter.
Markus Kretz, Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands betonte, man unterstütze die Forschungen. «Keine Branche ist stärker betroffen vom Klimawandel als die Landwirtschaft.» Der Schongauer rief aber auch dazu auf, anzuerkennen, dass die Landwirtschaft bereits heute viel unternehme, um ihren Beitrag zu leisten.