«Ich werde den 4. Februar 1979 nie vergessen», sagt der damals stellvertretende Feuerwehrkommandant Josef Fritsche. Der Brand forderte ein Todesopfer.
«Mitten in der Nacht wurde Alarm ausgelöst», sagt Josef Fritsche. Genau am 4. März 1979, morgens um 02.17 Uhr. «Als ich ausrückte und von Henau nach Niederuzwil fuhr, bemerkte ich die Flammen schon von weitem», erinnert sich der 89-Jährige. Das Feuer war im ersten Stock oberhalb des Saaltrakts ausgebrochen, und auch aus der zweiten Etage der Holzkonstruktion loderten die Flammen. Der Brand dehnte sich auf Gänge und Nebenzimmer aus, und in beiden oberen Stockwerken entwickelte sich starker Rauch.
Einer der Bewohner des Hauses, der aus dem Südtirol stammte und bei der hiesigen Industrie arbeitete, wurde vom Feuer überrascht. Er verliess sein Zimmer, verfehlte aber das Treppenhaus und verirrte sich wegen des starken Rauchs in ein Nebenzimmer, das unbewohnt war und in dem Baumaterial und Werkzeug gelagert wurde. Hier konnte der Mann später von der Feuerwehr geborgen werden – leider kam für ihn jede Hilfe zu spät. Die Todesursache ist auf Rauchvergiftung zurückzuführen. «Das war äusserst tragisch», sagt Josef Fritsche nachdenklich.
Auslöser für den Brand war eine brennende Zigarette in einem anderen Zimmer gewesen. Ein Spannteppich fing Feuer, das sich weiter ausbreiten konnte. Mehr Glück hatte ein weiterer Pensionär, der sich über das Fenster retten konnte. Die Feuerwehr suchte auch nach Servierpersonal, das sich möglicherweise noch in den Räumen aufhalten konnte. Glücklicherweise aber waren alle ausser Haus.
«Der Löschangriff wurde gut angesetzt», sagt Fritsche in der Fachsprache der Feuerbekämpfer. Neben der Uzwiler Feuerwehr - erstmals unter dem Kommando von Roman Müller - standen die Betriebsfeuerwehren von Bühler und Benninger im Einsatz. Hinzu kam die Feuerwehr Oberuzwil. Insgesamt bekämpften 80 Mann den Brand.
Wegen der starken Rauchentwicklung waren Gasschutzgeräte, heute Atemschutz genannt, erforderlich. Als Einsatzmittel dienten Tanklöschfahrzeug, Motorspritzen, Leitern und rund 1200 Meter Schlauchmaterial. «Wir achteten beim Löschen darauf, dass die Wasserschäden im Rahmen gehalten werden konnten», betont Josef Fritsche.
Für Hedi und Köbi Hollenstein, das legendäre Wirtepaar, bedeutete der Brand einen harten Schlag. Dabei hatten sie an diesem verhängnisvollen Abend noch das 25-Jahr-Jubiläum ihres Lokals gefeiert. Die Wirtsleute hatten ihr Restaurant renoviert und auf den neusten Stand gebracht. Und nun war alles zerstört, und die beiden mussten wieder von vorn beginnen.
Nach den Plänen von Architekt Fridolin Schmid konnte schliesslich der Wiederaufbau stilgerecht realisiert werden. Josef Fritsche war Feuerwehrmann mit Leib und Seele. Noch heute kann er den Brandfall detailgetreu beschreiben. «In der Feuerwehr gilt der Leitspruch Retten, Helfen, Löschen», sagt der ehemalige Vizekommandant der Uzwiler Feuerwehr. Er erinnert sich auch an einen Einsatz am Henauer Kirchturm und an das verheerende Hochwasser der Uze im Jahr 1970. «Weil Wasserpumpen fehlten, hatte ich Material beim Zivilschutz besorgt, wozu ich einige Überzeugungsarbeit bei den dortigen Verantwortlichen leisten musste.»
Josef Fritsche hat sich gerne in den Dienst der Öffentlichkeit gestellt. Ursprünglich aber musste er überredet worden, sich bei der Feuerwehr zu engagieren. «Anfangs hatte ich ein wenig Mühe mit den hierarchischen Strukturen», schmunzelt er. «Doch als ich schliesslich Ja sagte, versuchte ich das Beste daraus zu machen.» So wurde er Chef des Löschzugs Henau und stand viele Stunden im Einsatz für die Feuerwehr. Oft zum Leidwesen seiner Gattin Hedi. «Ich machte mir Sorgen um meinen Mann, zumal er bei Einsätzen manchmal lange wegbleiben musste.»
Josef Fritsche ist ein fröhlicher Senior und weiss viele Anekdoten aus seinem langen Leben zu erzählen. Meist begleitet er seine Ausführungen mit einem Lächeln. Doch der Brandfall im «Landhaus» hat bei ihm Spuren hinterlassen. «Ich werde den 4. Februar 1979 nie vergessen. Es war der einzige meiner vielen Einsätze, bei denen wir einen Todesfall zu beklagen hatten.»