Mit einem Klacken schiebt Rainer Kranzow die Scharniere an der Lkw-Ladebordwand zur Seite. Dann steigt er auf die Rampe und fährt hoch bis zum Laderaum. Dicke, schwarze Schläuche liegen im Inneren des Fahrzeugs. „Mit unserer Technik kommen wir in jedes Modderloch rein”, sagt der Ortsbeauftragte des THW Demmin.
Erst im Oktober des vergangenen Jahres bekam das Technische Hilfswerk in Demmin einen neuen Standort am Quitzerower Weg. Große Hallen, ausreichend Platz für die Fahrzeuge, ein saniertes Gebäude – für die Arbeit des THW bietet er gute Voraussetzungen. Auch an Personal und Nachwuchs mangelt es nicht. „Bei uns sind 20 Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren”, sagt Kranzow.
Doch ganz zufrieden ist der Ortsbeauftragte nicht. Denn der beste Standort nützt nichts, wenn kaum Aufträge kommen. Zwar wurden im letzten Jahr Corona-Tests aus einem Lager in Neubrandenburg zu Demminer Schulen transportiert, aber viel mehr war in den letzten Wochen und Monaten nicht los. „Das ist nicht besonders motivierend für uns”, sagt Kranzow.
Dabei gab es durchaus Einsatz-Möglichkeiten. Impf-Zentren wurden auch in Demmin aufgebaut. Und Stürme fegten zu Jahresbeginn immer wieder über das Land, entwurzelten Bäume und zerrissen Stromleitungen, so dass die Feuerwehr allerhand zu tun hatte. Das THW jedoch wurde nur zwei Mal angefordert. „Einmal ging es um Stromschäden an einer Pflegeeinrichtung. Und dann hatten wir einen mehrtägigen Pump-Einsatz in Warin”, erinnert sich Rainer Kranzow.
Normalerweise wird das THW von der Feuerwehr bei der Leitstelle nachgefordert, wenn nicht genug Technik oder Personal da ist. Das Technische Hilfswerk kann dann pumpen, abschleppen oder freisägen – je nachdem, was gerade zu tun ist. Wenn jedoch keine Anforderung kommt, dürfen die dunkelblauen Helfer nicht losfahren. „Wir wollen ja der Feuerwehr nicht die Arbeit wegnehmen. Aber wir können sie mit unserer Technik unterstützen, damit sich die Kameraden auf die eigentliche Arbeit konzentrieren können”, sagt Kranzow. Dass ein gemeinsames Arbeiten so selten stattfindet, finde er schade und kritisiert: „Es geht bei der Feuerwehr teilweise nur um die Einsatz-Statistik.”
Und während das THW in anderen Städten auch die Impfteams von A nach B fuhr, kamen die Demminer nur als Unterstützung in Greifswald, Pasewalk und Wolgast zum Einsatz. Auch der Landkreis hatte sie nur selten angefordert. Dass in der eigenen Region so wenige Einsätze stattfinden, liege laut Kranzow möglicherweise daran, dass das Demminer THW keine festen Ausrück-Zeiten hat. „Zudem haben wir Leute, die in Rostock und Greifswald arbeiten. Bis alle hier sind, dauert es – das ist bei der Feuerwehr anders”, sagt Kranzow.
Mit seinem Team trainiert und übt er dennoch weiter, für die nächste Zeit sind Lehrgänge und Camps geplant. Gleichzeitig sind seine Tage als Ortsbeauftragter gezählt. Ab Mai will Rainer Kranzow das Amt abgeben. Zurückziehen wolle er sich aber nicht vom THW, zumal er Stellen sehe, an denen seine Leute in Zukunft helfen könnten: Kämen noch mehr ukrainische Flüchtlinge nach Demmin, könnte das THW eine wichtige Unterstützung sein. Ob es vom Landkreis dann auch angefordert wird, wisse er aber nicht.
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